RENNER

Zwei Brüder und ein Wesensverwandter. Das sind RENNER aus München, die gerade für Aufhorchen in der deutschen Jazz-Szene sorgen. Zu Recht! Denn das Trio verdient in mehrfacher Hinsicht das Prädikat „ungewöhnlich“. Nicht nur die Besetzung mit Posaune, Kontrabass und Schlagzeug, sondern auch die Geschwindigkeit, mit der die Band ihr Publikum für sich eingenommen hat. Zwischen der Bandgründung, dem Gewinn des Förderpreises des Bayerischen Jazzverband 2023, einer ausgedehnten Debüt-Tour, sowie dem Gewinn des Biberacher Jazzpreises und der Einspielung ihres Debüt-Albums „Never Ending Story“ liegen gerade einmal eineinhalb Jahre.
Aber was ist die musikalische DNA von RENNER? „Wir fanden die Idee spannend, bewusst auf ein Harmonieinstrument zu verzichten und zu schauen, welche Möglichkeiten und Freiheiten sich daraus mit unserem jeweiligen musikalischen Background ergeben“, blickt Valentin Renner auf die Gründung der Band zurück. Um es kurz zu sagen: sie nutzen diese Freiheiten vortrefflich! Wenn sie sich austauschen, entstehen Gegensätze, die sich magisch anziehen. Die Musik von RENNER ist durchgetaktet und offen, straight und verzwickt, tough und warmherzig. Die Konzerte des Trios: ein durchgängiges Erlebnis.
Ein Konzept, das nur funktionieren kann, wenn man sich blind versteht, „Moritz und ich machen schon seit 15 Jahren zusammen Musik – und Nils kennen wir bereits seit der Schule“, sagt Valentin Renner. Sein Bruder Moritz, aus dessen Feder die meisten der Kompositionen stammen, ergänzt: „Wir stehen für Spielfreude und Authentizität. Wir spielen uns die Bälle zu, nehmen uns aber trotzdem die Freiheit, eigene Wege zu gehen. Besonders wichtig ist mir, mit den Stücken Emotionen und Gefühle auszudrücken und diese mit dem Publikum zu teilen - wir wollen das Publikum mit auf eine Reise nehmen“, so der Posaunist.
Sinnbildlich hierfür stehen die drei Singles des Albums, die vorab erscheinen. Schon mit dem Opener „15 Stairs“ macht das Trio deutlich, wo es musikalisch hingeht. Mit einem nach vorne gehenden 15/4 Takt, der einen Teil des Songtitels erklärt. „Die 15 Stufen stehen symbolisch für all die Phasen im Leben, die es zu meistern gilt, mit Blickrichtung nach vorne, immer weiter“, so Moritz Renner. „Blessing“ ist eine wunderschöne Ballade, mit der sein Bruder vor allem persönliche Erinnerungen verbindet. „Unser Vater ist Komponist und Kirchenmusiker. Zu meiner Taufe hatte er ein Chorstück mit dem Titel ‘Der Herr segne dich‘ geschrieben, aus dem ich mir einige Fragmente herausgenommen und sie in ein neues Gewand gekleidet habe. Dabei geht es um den Segen und die Wünsche für meinen ganz persönlichen Lebensweg“, verrät der Komponist. In „Signalstrasse“, in der Moritz die sogenannte Multiphonics-Technik anwendet, steckt eine doppelte Widmung. Zum einen an den legendären Posaunisten Albert Mangelsdorff, der diese Technik des „gleichzeitig ins Instrument-Singens und Spielens“ erfunden hat. „Auf der anderen Seite ist es auch eine Hommage an unser WG-Leben in Basel“. Dabei bedient sich das Trio auch immer wieder humoristischer und verspielter Elemente. Was das Publikum bei der anstehenden Tour erwarten kann, beschreibt der Bayerische Rundfunk so: „In dieser Musik steckt eine unglaubliche Energie, Kreativität und Kommunikation. So unglaublich lebendig, spannend und gleichzeitig auch wahnsinnig schön (...). Da fehlte gar nichts und es war in vollendeter Schönheit zusammengefügt.“
Wer es nicht zu einem der Live-Konzerte schafft, erhält trotzdem ein beeindruckendes Hörerlebnis. Denn das Album erscheint nicht nur als CD und Vinyl, sondern auch im digitalen „Dolby Atmos“-Format. Da ist man dann nicht nur dabei, sondern mittendrin - im Konzerterlebnis.